Paddelkalle - Die virtuellen Memoiren einer deutschen Exilantin

Da ich mich definitiv leicht erkältet habe (diese ständigen 27-29° können ja nur krank machen... ;o) ) und das gemütliche Zusammensitzen noch bis morgens um halb fünf (für mich, für Susi bis 6) ging, hatten wir auch heute keine Motivation, zum Strand zu fahren. Oder nach Tivoli. Also gammelten wir so richtig gepflegt rum, legten uns nach dem Frühstück wieder in mein Bett und schauten uns den durch großartige Freunde (Danke nochmal!!!) nach Italien transferierten Film "Knocking on Heavens Door" an. "Interview mit einem Vampir" im Anschluss zeigte wieder mal, dass ich auch bei mir bekannten Filmen kreischen kann. Manchmal nervt mich meine Schreckhaftigkeit doch sehr...

Mit Brühe und Internet klang der Tag gemütlich aus (war ja so stressig! ;o) ). Das ist aber auch sehr gut, denn da morgen der vierte Sonntag im Monat ist, sind die Vatikanischen Museen eintrittsfrei und wir wollen um sieben Uhr morgens dort sein. Mal schaun...

... wurde heute nur von einem Ausflug zum LIDL (Vollkornbrot!) unterbrochen. Eigentlich wollten Susi und ich zum Strand fahren, doch nachdem es irgendwie sehr spät geworden war lohnte es sich nicht mehr, den ganzen Weg zurückzulegen. Also ging es Einkaufen, was quer durch die Stadt auch immer ein Abenteuer für sich ist...

Ich weiß nicht, ob ich diesen Verkehr hasse oder bewundere. Irgendwie läuft ja doch alles... Aber es ist wirklich furchtbar. Furchtbar laut, furchtbar viel, furchtbar chaotisch. Und nach der Abhärtung durch die italienischen Verkehrsregeln (Ein Auszug: Grün: Rübergehen/fahren. Rot: Langsamer rübergehen/fahren und vielleicht gucken. Zebrastreifen: Wer stehen bleibt, verliert [Universalregel]) werde ich in Bonn vermutlich direkt überfahren werden. Wie soll gerade ich mich wieder daran gewöhnen, bei rot stehenzubleiben???

Heute Abend gab es noch leckeren Kartoffelauflauf gemeinsam mit Andrea und Scopa. Achja, Kartoffeln... (Was bin ich doch typisch deutsch!) Wobei ich am allerliebsten eine richtige Pommesbude mit Pommes spezial und Currywurst hätte. Aber sowas gibts hier nicht. Und zum McDonalds-Fraß habe ich mich noch nicht herabgelassen...

Nachdem ich heute morgen meine Aufgaben am Rechner des Sprachlernzentrum brav erledigt hatte und anschließend in der Mensa sehr köstlich gegessen, ging es in die Sampaolo-Veranstaltung. Dort lernte ich den Unterschied des deutschen zum italienischen /t/ kennen. (Wems was sagt: alveolar im Gegensatz zu dentaler Bildung im Italienischen)

Anschließend machte ich mich recht aufgeregt zu meiner Sprachtandemverabredung auf. Schließlich wusste ich überhaupt nicht, wer dieser Fabrizio war und wie ich ihn erkennen sollte. An der Metrostation wartend (typisch deutsch: ich war zu früh da) wartete nach einer Weile auch ein junger Mann. Ca. so groß wie ich, dunkelblonde Haare und extrem klare blaue Augen. Was für Italiener ja mal ungewöhnlich ist! Er stellte sich tatsächlich als Fabrizio heraus, der ein promovierter Sprachlehrer des Italienischen ist und zur Zeit keinen Job hat. Seine Sprachen sind deutsch, englisch und russisch. Es machte richtig Spaß, abwechselnd Italienisch und Deutsch zu sprechen - das könnte wirklich was bringen! Mehr auf jeden Fall als der blöde Computerkurs, der mir schon jetzt nicht so toll gefallen hat. Mal schaun...

Abends erwartete mich Susi mit Essen. Wir spielten Scopa, ein tolles italienisches Spiel und nachdem der Wein und der Baileys leer waren, kamen wir auf Wodka, der zufällig noch in der Getränkesammlung vorhanden war. Es wurde ein sehr lustiger Abend!

Stressbedingte hatte ich nämlich heute Abend. Was da am besten hilft- Wodka! Nach drei Stück davon (schließlich will ich mich nicht besaufen) spüre ich meinen Bauch nicht mehr und kann in Ruhe tippen.

Dabei war der Tag recht erfolgreich: Ich habe mich wieder mit Luisa unterhalten, ein Drama auf Ex gelesen (Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung), sowie "Minna von Barnhelm" aus und in "Die Verwirrungen des jungen Thörless" von R. Musil auch ein gutes Stück geschafft. Dazu zwei Vorlesungen, bei der ich mich nach der letzten mit dem Prof. darüber verständigt habe, dass er mir meine regelmässige Teilnahme bestätigen wird. Und das, obwohl ich außer "Cinema, cinema" nix verstanden habe... *Coool*

Morgen stehen dann ein paar Treffen an: Franka wegen des Sprachkurses, Luisa einfach zum Quatschen und ein Fabrizio, mit dem ich eventuell ein Sprachtandem machen kann. Man darf gespannt sein - Ich bin es auch!

Kann man das so sagen? Auf jeden Fall bin ich ein einer Heißdurst-Cola Phase. Das hatte ich schon ewig nicht mehr, dass ich dachte: Und jetzt ne Cola, bitte sofort! Hier geht mir das die letzten Tage häufiger so.

Was gibt es noch an spannenden Neuigkeiten? ;o) Ich hatte einen großartigen Tag! Zwar habe ich wirklich Angst vor Prof. Freschi, denn auch die zweite Reihe hat mich nicht geschützt und so weiß er nun, dass ich in Bonn zusätzlich zu Germanistik auch Theologie studiere (Wir reden immer noch über Luther, bzw. heute über den Calvinismus) , aber der Tag war trotzdem gut. Mein Sprachkurs hat angefangen und bedeutet wohl sehr viel eigenständige Arbeit, da ich nur eine Stunde in der Gruppe pro Woche habe, der Rest läuft selbständig. Außerdem hat ein anderer Kurs angefangen, "Urworte, deutsch", der total cool ist. Es wird ein deutscher Text gelesen und dann recht schnell übersetzt. Wie Deutschland hier gesehen wird - das ist echt spannend! Die Dozentin kommt aus Frascati, einer Partnerstadt von Bad Godesberg, wie sie mir nach der Stunde erzählte.

Überhaupt war das (und die zufällige Begegnung samt neuer Verabredung mit Ilaria, der eventuellen Sprachpartnerin) ein totales Highlight: Obwohl sie und ich beide deutsch sprechen konnte, sprachen wir Italienisch. Ich radebrechte vor mich hin, aber ich sprach!!!

Und das heute
1) im Sprachkurs
2) im Urworte-Kurs
3) im Sampaolo-Kurs (Phonologie des Deutschen, wo ich auch die Worte "verreisen" und "vereisen" für alle deutlich vorlesen sollte. Anschließend wurde ich von Kommilitonen gebeten, das nochmal zu tun und ihre Aussprache zu prüfen, total witzig)
4) vorm Cinema-Kurs
5) in der Bahn (okay, die Dame hat mich aber nicht wirklich verstanden...)

Dieser sprachliche Triumph gibt mir ganz viel Hoffnung und stillt meine Begierde, endlich kommunizieren zu können, ein wenig...

... war von großer Nervosität im Zug geprägt. Nach meiner Irrfahrt letzte Woche war ich heute so beunruhigt, dass ich fast eine Station zu früh ausgestiegen bin. Erst als ich regulär an meiner Station Appiano ausstieg, konnte sich mein Pulsschlag allmählich normalisieren...

Und dabei war ich so froh, dass ich den Zug noch gekriegt hatte. Da ich eine Metro ganz knapp verpasste, sah ich ihn im Geiste schon fortfahren. Doch gaaanz schnelles Rennen und ein sehr netter Schaffner retteten meinen Abend!

Heute gab es sonst noch den irren Prof, der zudem an Wetzel erinnert, da er auch immer abschweift. (Übrigens ist er - wie anscheinend alle Italiener - ein Handyfanatiker. Als es heute klingelte [in der Vorlesung] ging er in Ruhe dran, sprach ne Weile und widmete sich dann wieder uns. Das hab ich jetzt bei ihm und anderen schon dreimal erlebt, genau wie telefonierende Studenten und bin immer noch geschockt. Bleibe auch typisch deutsch: Ich mache mein Handy immer noch aus...)

Wir reden immer noch nicht über Literatur, sondern immer noch über Luther. Dieses Mal habe ich mich bemüht, nicht zu gähnen, nicht gelangweilt zu gucken, nicht zu reden, nicht zu quatschen, unauffällig zu atmen und wurde dennoch zweimal drangenommen. Beide Male hatte ich das Gefühl, leicht verarscht zu werden. Aber das macht er mit allen. Eine andere Studentin fragte er erst, wie sie heiße und dann, ob sie die ganze Bibel gelesen hätte (weil Luther die ja übersetzt hat)... Noch weiß er nicht, wie ich heiße und ich hoffe auch sehr, dieser Frage entgehen zu können. Irgendwie bin ich mir noch total unsicher, ob ich ihn lustig finde oder Angst vor ihm habe. Kann ich ja morgen um zehn wieder mal erproben!

Und das nicht etwa, weil er klein, dick und braun ist!!! Vielmehr war der Sonderzug nach Perugia ausverkauft und drei Stunden Zeitverlust sind zu viel. Wir wären länger im Zug als in Perugia gewesen, also fiel die Entscheidung dagegen. Doch irgendwas musste man mit den frühen Morgenstunden ja machen und so fuhren wir nach Trastevere, zur Porta Portese. Dort gibt es Sonntags einen Markt, also irre viele Straßenhändler auf einem Haufen. Tatsächlich habe ich hier Schuhe, eine Hose, wiedermal DVDs und eine Kette gekauft. Fast wäre mir mein Portemonaie geklaut worden - diese Diebe sind wirklich superkrass. Die Frau hätte nichts davon gehabt, es war kein Geld drin, aber ich hätte wirklich Schwierigkeiten gehabt...

Die weitere Tour führte noch zu Santa Maria in Cosmedin, schließlich muss man als braver Tourist auch mal seine Hand in den Bocca della veritá stecken! Fotos gibbet auch...

Am Freitag Abend. Genaugenommen, bis Samstagmorgen. Susi, Carmen und ich waren nämlich um viertel nach fünf wieder zuhause. Nachdem wir eine Irrfahrt mit einem zunächst nicht kommenden und dann kaputt gehenden Nachtbus hinter uns hatten...

Naja, die Party (Eine große Erasmussache) war ganz gut. Vor allem konnte man mal tanzen. Doof waren allerdings die nicht zum Erasmusprogramm gehörenden Italiener, die doch recht eklig waren. (Nein, ich will meine Hände nicht durch deine mit irgendeinem ekligen chemischen Stinkezeugs behandelten Macho-Haar-Löckchen streichen!!!)

Der heutige Tag begann naturalmente spät. So gegen 12 Uhr ganz gemütlich. Irgendwann nachmittags sind wir dann mal raus in die Stadt und legten eine wunderbare Runde von der Kapuzinerkirche, dem Fontana di Trevi, über den Piazza di Spagna zum Pantheon und der genialen Eisdiele "Giolitti" (Ein großes Dankeschön an Christoph!). Auch der Piazza Navona (oder "die"? Schwierige Entscheidung, ob deutsche oder italienische Grammatik...) und der total ruhige (GEIL) Petersplatz waren noch mit im Programm bevor zuhause fett Lasagne geschlemmt wurde. Mjammi!

Morgen gehts nach Perugia, bei nem Schokoladenfest kann ich echt nicht nein sagen... ;o)